Ärger ist eines der häufigsten unangenehmen Gefühle in einer Beziehung. Er tritt auf, wenn jemand etwas tut, was mich stört oder etwas nicht tut, was ich mir wünsche. Man kann den Ärger für sich behalten und schweigen oder sich mitteilen. Beides kann je nach Situation sinnvoll sein.
Ärger dauerhaft herunter zu schlucken aber macht unzufrieden und das Aussprechen und Ansprechen der Störung ruft beim anderen wiederum Frustration hervor. Warum? Ärger hat etwas mit Aggression zu tun, im Sinne von „aggredi (lat.) = vorangehen, angreifen“. Das ist also positiv zu sehen, man will etwas erreichen. Man riskiert aber, dass der andere sich angegriffen fühlt. Wenn aber gleichzeitig – und das ist oft unbewusst – ein Bedürfnis nach Recht bekommen oder Verständnis da ist, ist man über eine heftige Reaktion des anderen enttäuscht oder verletzt. Endlose Diskussionen, Streit, Rückzug können die Folge sein.
Ärger ist ein Gefühl der Abgrenzung, es ist mit Wut verbunden und erscheint oft aggressiv. Das Gegenüber fühlt sich oft zu Unrecht angegriffen, verteidigt sich, geht zum Gegenangriff über oder zieht sich zurück. So weit so gut. Denn so ein kurzes Streitgespräch kann wie ein befreiender Schlagabtausch oder ein reinigender Donnerschlag sein, wenn jeder zu seinen Gefühlen steht und auch die Gefühle des anderen akzeptiert und anerkennt. Die Unterschiede in der Bewertung einer Sache dürfen sein und werden ausgehalten. Oft hilft also die Zustimmung eines kurzen Schlagabtauschs. Wichtig nur: jeder fühlt es anders und ich muss nicht recht bekommen. Konkret heißt das: nicht weiter diskutieren, sondern innehalten. Das gibt Gelegenheit,über den Ärger auf beiden Seiten nachzudenken. Wenn die Gefühle abgekühlt sind, kann in einem späteren Gespräch auch das Bedürfnis nach Bindung, nach Verständnis und Nähe Berücksichtigung in dieser Sache finden. Das schafft oft ein schönes Gefühl von Nähe.
Es seien nun aber noch einige alternative Weisen des Umgangs mit Ärger erwähnt. „Ärger ist ein Hinweis auf Bedürfnisse“ (nach Koschorke). Wir können den Ärger für unsere Bedürfnisse nutzen, wenn wir unsere Gefühle regulieren und erforschen, was uns eigentlich wichtig ist. Dann können wir unsere Wünsche ruhig ausdrücken. Präventiv wirkt auch die sog. „VW-Regel“ (Prior), eine Methode aus der Kurzzeittherapie. Statt Vorwürfe werden Wünsche im Vorhinein, vorausschauend geäußert. Das kann vor einem Urlaub, vor einem Wochenende, am Feierabend sehr hilfreich sein.
Zu guter Letzt: Gestehen wir uns gegenseitig Ärger zu. Meist ist für jeden etwas dabei, was man in solchen Konflikten lernen kann. Gerne unterstütze ich Sie, mit Ärger in Ihrer Beziehung wieder besser zurecht zu kommen.