Mut, Offenheit und Neugier
Manche Paare fragen sich, ob eine Paarberatung in Paarkonflikten überhaupt helfen kann. Man hat ja schon vieles probiert und die unüberbrückbaren Unterschiede oder den Verlust der zärtlichen Gefühle kann ein Außenstehender auch nicht wegzaubern, so denken einige. Die Paare, die eine Paarberatung beginnen, sind mutige Menschen, denn sie öffnen sich einem Dritten gegenüber und sind neugierig auf bisher Unbekanntes. Dabei dürfen durchaus auch Gefühle von Skepsis oder Angst vorhanden sein: „Mir ist etwas mulmig zumute und ich bin gespannt, was in der Beratung geschieht“, ist eine ganzheitliche Einstellung.
Sicherheit und Schutz
Was unterscheidet nun eine Paarberatung von einem Zweier-Gespräch zuhause? Menschen sind Bindungswesen. Wir brauchen einander, um Schutz, Akzeptanz, Trost und Bestätigung zu finden. Das sind elementare Grundbedürfnisse. In einem Beratungsgespräch müssen diese Bedürfnisse erfahren werden. Das eigene Erleben und die Sichtweise der Probleme und Gefühle müssen ernst genommen und als „meine gültige Wahrheit“ anerkannt werden. Das schafft ein notwendiges Gefühl von Sicherheit: „Was ich hier sage wird gehört und akzeptiert, das tut gut.“
Das Aussprechen und Akzeptieren dieser oft unterschiedlichen Sichtweisen löst beim Partner/der Partnerin meist enorme Stressgefühle aus: „Das stimmt nicht! Das habe ich nicht gesagt! Das verletzt mich. Du siehst das falsch“ sind Gedanken und Einwände, die schnell aufkommen. Der Berater oder Therapeut versucht nun, auch diese Gefühle ernst zu nehmen, jedoch wird ein hitziges und verletzendes Streitgespräch darüber unterbunden.
Hilfe durch Aufdecken unbewusster Muster und Einstellungen
Das äthiopische Sprichwort „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen“ hat für Beratung höchste Gültigkeit. Warum? Im Untersuchen der Interaktion oder der Kommunikation können hartnäckige Muster entdeckt werden: „Weil du so … bist, muss ich … sein.“ Ein Paar erlebt seine Muster in der Beziehung und im Streit wie in einem wilden Fahrgeschäft auf einer Dult, bei dem sich alles dreht und man schwindlig wird. Es braucht im Paarkonflikt einen Standpunkt von außen, der die „wilde Karussellfahrt“ einer Beziehung, eines Konflikts und der Streitmuster wahrnimmt und gemeinsam mit dem Paar Schritt für Schritt anschaut und analysiert. (Was man dabei entdecken kann, kommt einem anderen nächsten Artikel.)