„Das ist ganz schön anstrengend, anderen Menschen zuzuhören, wenn sie ihre Probleme erzählen“, meint eine Patientin, als sie von den Gruppensitzungen erzählt. Ich stimme ihr zu, denn ein Großteil meiner Arbeit besteht im aktiven Zuhören.
Neulich habe ich einen Text entdeckt, von einem unbekannten Verfasser, der dies gekonnt beschreibt:
„Zuhören ist vielleicht das schönste Geschenk, das wir jemandem machen können. Es bedeutet, dem anderen nicht mit Worten, sondern mit seinen Augen, seinem Gesicht,
seinem Lächeln und seinem ganzen Körper zu sagen, Du bist wichtig für mich, Du bist interessant. Ich bin glücklich, dass Du da bist …
Zuhören ist, anfangen zu schweigen.
Zuhören ist, den anderen zu empfangen, indem man ihn so anerkennt, wie er sich selbst definiert, ohne seine Stelle einzunehmen, um ihm zu sagen, was er sein soll.
Zuhören heißt nicht, dass wir von jemandem verlangen, so oder anders zu sein. Es bedeutet, zu lernen, die Vorzüge des anderen, die ihn charakterisieren,
zu entdecken. Es ist auf positive Weise offen zu sein für alle Ideen, alle Themen, alle Erfahrungen, alle Lösungen, ohne zu interpretieren, ohne zu urteilen, indem man dem anderen seinen Raum lässt und die Zeit, den Weg zu finden, der seiner ist. Aufmerksam zu sein, wenn jemand leidet, bedeutet nicht, ihm für sein Leiden eine Lösung zu bieten oder eine Erklärung. Es bedeutet, ihm zu erlauben, über sein Leiden zu sprechen und selbst seinen eigenen Weg in die Freiheit zu finden …
Zuhören ist, dem anderen das zu geben, was wir selbst vielleicht niemals erhalten haben:
Aufmerksamkeit, Zeit, eine liebevolle Anwesenheit.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir viel Freude und Geduld beim Zuhören 🙂